Vor der Einnahme von Medikamenten aufwändig die Inhaltsstoffe überprüfen, um Auswirkungen auf die Blutgerinnung auszuschließen?
Dem Lehrer auf der Klassenfahrt ständig aufs Neue erklären, was Euer Kind aufgrund seiner Blutungsneigung bei Kopfschmerzen nehmen darf und was nicht?
Das geht einfacher – die Medikamentenliste der IGH ist da! In Zusammenarbeit mit dem Hämophilieexperten Herrn PD Dr. med. Christoph Bidlingmaier (München) haben wir eine Liste der am häufigsten angewandten, freiverkäuflichen Medikamente erstellt und nach ihrer Auswirkung auf die Blutgerinnung geordnet.
Wir freuen uns sehr, dass dieses Projekt verwirklicht werden konnte und bedanken uns herzlich bei Herrn PD Dr. Bidlingmaier für die fachliche Unterstützung!
Wie immer gilt: fragt in Zweifelsfällen stets bei Eurem behandelnden Hämophiliezentrum nach.
Wir freuen uns über Anregungen und Kritik und haben für Eure Fragen stets ein offenes Ohr (Kontaktformular).
Lisa Maurer
Bitte konsultieren Sie in Zweifelsfällen stets Ihr behandelndes Hämophiliezentrum.
Die Medikamentenliste ist in Form eines „Ampelsystems“ zu verstehen:
Ein Wort zu...
Erkältungsmedikamenten: Generell sind einzelne Medikamente den Kombinationspräparaten vorzuziehen. Kombinationspräparate, die Acetyl- salicylsäure (Aspirin®) enthalten, sind nicht einzunehmen. Die Wirksamkeit der meisten frei verkäuflichen „Erkältungsmedikamente“ ist nicht belegt. Ruhe, Zuwendung, Wadenwickel und Erkältungstees helfen häufig ebenso und sind gerinnungstechnisch unbedenklicher.
pflanzlichen Präparaten: Anders als homöopathische Arzneimittel enthalten pflanzliche Präparate Wirkstoffe in teils hoher Dosierung. Diese können die Gerinnung beeinflussen. Bekannt ist dies zum Beispiel für Ginko- oder Knoblauchpräparate. Bitte achten Sie also vor der Einnahme immer auf den Beipackzettel und die angegebenen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
Bei Schleimhautblutungen: Cyklokapron® (Tranexamsäure) oral, die Tabletten können gemörsert bzw. aufgelöst werden. Bei der intravenösen Anwendung der Injektionslösung bitte unbedingt vorherige Rücksprache mit dem Hämophiliezentrum halten. Tranexamsäure kann ggfs. z.B. als Nasen-Salbe verschrieben und zubereitet werden:
Rp. Cyklokapron 2 x 500 mg Bepanthen weiche Nasensalbe Ad 10,0 mfu 2 x täglich für 10 Tage
Autor (Text und Inhalt):
PD Dr. Christoph Bidlingmaier
Hämophiliezentrum LMU Klinikum München - Bereich Pädiatrie Sozialpädiatrisches Zentrum im Dr. von Haunerschen Kinderspital
Co-Autorin (Layout und Gestaltung):
Lisa Maurer, Studentin
Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
Herausgeber:
Interessengemeinschaft Hämophiler e.V.
Remmingsheimer Str. 3
72108 Rottenburg
www.igh.info
07472 / 22648
NICHT EINNEHMEN
Grundsätzlich dürfen keine Medikamente eingenommen werden, die die Blutgerinnung zusätzlich stören.
Im Einzelfall müssen Sie die Einnahme mit Ihrem Hämophiliezentrum besprechen.
Manchmal, z.B. bei Herzerkrankungen oder erhöhter Thrombosegefahr, kann es auch bei Patienten mit Hämophilie nötig sein, gerinnungshemmende Medikamente oder Thrombozytenaggregationshemmer einzunehmen.
- Blutverdünner und Thrombozytenaggregationshemmer:
z.B. Marcumar®, Coumadin®, Xarelto®, Heparine, Herz-ASS®, Clopidogrel - Acetylsalicylsäure haltige Medikamente, die z.B. bei Schmerzen eingesetzt werden:
z.B. Aspirin®, ASS, Alka-Seltzer®, Thomapyrin®, Neuralgin®
MIT RÜCKSPRACHE
Diese Medikamente haben eine Wirkung auf die Blutgerinnung, die in der Regel kurz andauert. Daher sind diese Medikamente nicht absolut verboten. Sie haben oft eine gute antientzündliche Wirkung, die z.B. bei Gelenkblutungen erwünscht ist.
Insbesondere die längere Anwendung muss jedoch mit dem Hämophiliezentrum besprochen werden.
Auf Blutungszeichen des Magen-Darm-Traktes* muss geachtet werden, ggfs. sollte ein Magenschutz eingenommen werden.
- Antirheumatika, Fiebermittel & Schmerzmittel
z.B. Ibuprofen, Naproxen®, Diclofenac, Indometacin, Arcoxia®
* z.B. Teerstuhl, blutiges oder „Kaffeesatz“-Erbrechen
UNBEDENKLICH
Individuelle Gegenanzeigen und alters- abhängige Einschränkungen sind aber zu beachten und ggfs. mit Ihren Ärzt*innen oder Apotheker*innen zu besprechen.
- Fiebermittel & Schmerzmittel
z.B. Paracetamol, Metamizol - Hustenmittel (bitte Notwendigkeit überdenken!)
Mucosolvan®, Bronchipret®, Prospan®, Thymiansaft, Hustentees - Schnupfenmittel
z.B. Nasivin®, Otriven®. Achtung: Bei längerer Anwen- dung wird die Nasenschleimhaut gereizt und es kann zu Nasenbluten kommen. Besser: zur Befeuchtung Kochsalz-Nasentropfen, zur Nasenpflege z.B. Nisita®, Bepanthen®, Panthenol® Nasenpflege.